Ich hab ja nun auch bereits über die Diagnostik meines Jüngsten geschrieben und erzählt. Über die Diagnostik und wie sie so abläuft war alles gesagt. Ich habe Dana ich den MSD(-A) eingeschaltet. Die Dame steht als MSD für die Grundschule und als MSD-A für die Mittelschule zur Verfügung. Ich habe sie also als MSD angeschrieben und auch gleich mitgeteilt, dass es auch die Verdachtsdiagnose für Autismus gibt. Nur hat sie eiskalt gesagt, dass das nicht relevant ist, weil es nur ein Verdacht ist.
Wir saßen also gemeinsam mit der Klassenleitung und der Schulleitung im Gespräch und ich war echt hoffnungsvoll und guter Dinge, einen Nachteilsausgleich zu erwirken. Für meinen Sohn sind Hausaufgaben täglich ein Krampf, eine Qual und endet mit Tränen und Streit – und dafür bin ich nicht mehr bereit! Ich möchte ein SafeSpace für mein Kind bleiben und kein weiterer Ort, der nur Stress und Kampfmodus bedeutet!
In diesem Gespräch war die Klassenleitung offen für bestimmte Strategien im Schulalltag, für Hilfestellungen und für die Probleme, die mein Sohn durch das ADHS hat. Die Schulleitung notierte sich auch viele Dinge, die sie für ihn zu organisieren versucht – wie zum Beispiel ein Stehschreibtisch. Nur allein die Dame vom MSD(-A) saß irgendwie teilnahmslos und desinteressiert mit am Tisch und äußerte nur, dass man mit der Diagnose ADHS alleine keine Berechtigung hat auf einen Nachteilsausgleich.
BÄÄHM – das saß! Bitte was? Wieso sitzen wir dann hier? Wieso sind Lehrkraft und Schulleitung denn gewillt, dem Kind irgendwie zu helfen? Wieso diese Frau nicht?
Ich war echt sowas von angefressen und bedient!
Ich hab mir extra für diesen Termin bei Corinna Elfe ein hilfreiches Dokument „Wie können Nachteilsausgleiche sinnvoll gestaltet werden?“ gekauft und runtergeladen, um es beim Gespräch mitzunehmen. Habe auch den Flyer Kapierfehler – inklusiver Unterricht für ALLE für die Schulleitung gleich mit ausgedruckt und der Schulleitung in die Hänge gegeben, die ihn dankend annahm und sich die Webseite von Kapierfehler – Corinna Elfe genauer anschauen möchte. Und dann bekomme ich keinen Nachteilsausgleich für mein Kind, weil er die falsche Diagnose hat! Ich bin sauer! Nicht auf Frau Elfe! Aber auf die bayrischen „Regeln“ hier und dem Stock im Hinterteil vieler System-Bürokraten.
Mit der Klassenleitung haben wir nun ausgemacht, dass er im Unterricht bei „Stillarbeit“ Kopfhörer mit leider Musik ohne Text hören darf. Er hat zudem eine Skill-Box, wo viele Hilfsmittel (und keine Spielsachen!) drin liegen, die er sich jederzeit da rausholen darf. Die nimmt er auch gerne an und probiert sich da aus. Ein neues Sitzkissen mit Noppen sind auch wieder besorgt worden von mir und ich habe in der Schule gesagt, dass man bitte darauf achten soll, dass die anderen Kinder nicht wieder drauf rumspringen sollen, denn so ist sein erstes Sitzkissen kaputt gemacht worden. Es war natürlich niemand und keiner hat’s jemals gesehen, welches Kind das war!
Jedenfalls sitze ich hier in diesem Moment in meiner Küche und lasse mal wieder die Gedanken kreisen über meine letzten Monate und den vielen sinnbefreiten Kämpfen mit meinem Kind. Wie oft hätte ich einfach nur anders handeln können, statt in die gleiche Kerbe zu schlagen wie das nicht passende Schulsystem für neurodivergente Kinder!? Hätte, hätte, Fahrradkette! Heute weiß ich es besser, weil ich viel über Autismus und ADHS lerne. Seit Jahren schon und auch in Zukunft! Aus eigener Erfahrung kenne ich die Schwierigkeiten im Alltag! Und dank dieser Menschen, die kostenlosen und wertvollen Content ins Internet stellen und aufklären, Inklusion erklären, Alltagssituationen teilen und einem das Gefühl geben, nicht allein zu sein, kann ich zumindest meinen Kindern eine bessere (?) Schulzeit versuchen zu ermöglichen, als die, die ich damals hatte!
Und gleich fahre ich mal wieder zur Schule und lasse mir von einer Lehrkraft das Ergebnis einer LRS-Testung bei meinem Jüngsten mitteilen. Vielleicht hat er es, denn dann kann ich wenigstens darüber auf einen Nachteilsausgleich hoffen!
Update einige Stunden später:
Tja, was soll ich sagen? Ob sich meine Wünsche erfüllt haben? Nein, denn mein Kind hat eine isolierte Rechtschreibschwäche. Ob sich meine Wünsche erfüllt haben? Ja, denn mein Kind bekommt nun einen Nachteilsausgleich in Form von Zeitzugabe und Notenschutz.
Man merkt: es schlagen hier zwei Herzen in meiner Brust! Ich will nicht, dass mein Kind irgendwelche Diagnosen für irgendwelche Schubladen bekommt. Ich möchte aber, dass mein Kind alle Hilfe bekommt, um die Schule zu überleben.