Zweifel – große und kleine und die da mittendrin…

Da sind sie wieder, diese wiederkehrenden und penetranten Zweifel, die man immer wieder versucht loszuwerden, weil man eigentlich insgeheim weiß, dass man in seinem Tun oder Vorhaben richtig liegt. 
Und doch gewinnen diese Zweifel phasenweise die Oberhand und kommen wie Herpes immer wieder zurück, wenn man mal wieder mental ins Straucheln gerät. 

So auch gerade aktuell bei mir. Ich weiß seit geraumer Weile, dass ich einfach völlig ausgebrannt bin. Ich bin unkonzentriert, vergesslich, leide seit Jahren an Schlafstörungen, fühle mich oft überreizt und beginne oft neue „Projekte“, ohne diese dann in meinem geplanten Zeitfenster auch abzuschließen. Meist nur unter Druck und immer erst „kurz vor Zwölfe“. Ich brauche echt Hilfe! Hilfe beim Gedanken sortieren, beim nicht-denken-müssen, beim „mental health“ wie es so schön im neumodischen Slang heißt. 

Ich habe mich vor einigen Wochen um einen Termin für ein Erstgespräch bemüht. Ab dem Moment, in dem ich einen Termin bekam bis zum Termin selbst liegen 13 Wochen Wartezeit. Mittlerweile sind es keine 4 Wochen mehr und meine Gedanken überschlagen sich! 

Hab ich alle Unterlagen zusammen? Ist alles als Kopie in der Dokumententasche, die ich vorbereitet habe? Ist das zu viel? Bin ich zu akribisch? Ich fühle mich übertrieben strukturiert! Wieso hab ich eigentlich noch meinen Mutterpass von dem ein oder anderen Sternchen? Machen das nicht alle Schwangeren? Also Mutterpass jeder einzelnen Schwangerschaft aufbewahren, auch wenn es „nur“ ein Windei war? 

Bin ich es überhaupt wert, diesen Termin zu bekommen? Gibt es nicht viele Menschen, die diesen Termin vielleicht viel nötiger haben? Und wieso sollte ich nun einen so rar gesäten Termin für mich beanspruchen, den andere viel nötiger haben? Wer bin ich denn, dass ich mir das Recht herausnehme und jemand anderem den möglichen Therapie- oder Diagnostik-Platz wegnehme? Vielleicht sterben Menschen wegen mir, nur weil ich mich um diesen Termin bemüht habe? Ohweih, ich sehe ihn bereits kommen – diesen Typen namens Weltschmerz! 

Ganz schön doof gedacht, sagt mein Teufelchen auf der Schulter vermutlich. Oder ist es das Engelchen? Tja, selbst dabei kommt das Karussell der Gedanken wild in Fahrt und ich wäge weiter ab. Oder schon wieder – wie man`s nimmt! 

Ich habe selber viele Anzeichen aus dem Autismus Spektrum und auch aus dem Bereich ADHS. Ich habe viele Anzeichen für eine depressive Phase. Ich habe viele Anzeichen für ein Burnout. Ich bin pflegendes Elternteil eines Autisten, vielleicht bin ich auch einfach komplett überfordert, seit die Pubertät hier eingezogen ist. Ich bin definitiv eine HSP (hochsensible Person) und ständig im Overload und mindestens seit geraumer Zeit genauso oft im Shutdown. Ich liebe meine Kopfhörer so sehr, dass ich mich dabei erwische, wie sehr ich mir wünsche, sie nie wieder ausziehen zu müssen. 

Ja verdammt, ich habe diesen Termin wirklich verdient! Ich sehne ihn seit Monaten herbei, noch bevor ich den Termin bekommen habe. Und nun bekomme ich kalte Füße? Och nö! Doch! Ist so und ich schäme mich deswegen! Und dann wieder nicht! 

Herrje, wann ist denn mal endlich Schluss mit dem Gefühls- und Gedanken-Chaos? 

Und je näher der Termin rückt, desto nervöser und unruhiger werde ich! 

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