Ich weiß gar nicht, was ich grad denken soll! Da entscheidet man sich doch grad erst dafür, einen Weg in die Diagnostik zu gehen, dann wird einem alles erdenklich Mögliche an Steinen in den Weg gelegt. Aber ich fang einfach mal vorne an:
- ich rief am 31.5. 2024 in der Autismus Ambulanz des Josefinum in Augsburg an, um für meinen Sohn Mathis (8) ebenfalls eine Diagnostik anzuleiern. Ich stelle mich da einfach mal total doof und als inkompetente Mama hin, denn schließlich hat ja die Klassenlehrerin darauf gedrängt, dass ich mich mit Mathis mal um eine Diagnose bemühe, DAMIT sie adäquat ihren Unterricht für ihn entsprechend gestalten kann. Hier rolle ich quietschend mit den Augen, dass man es bis Augsburg hören müsste! Da ich mit Vincent auch dort bin für die zweijährlichen Untersuchungen und Entwicklungsberichte für die Anträge beim Landratsamt (für Schulbegleitung und HPT), bekomme ich da sehr wahrscheinlich viel schneller einen Termin, als müsste ich nach einer neuen Kinderpsychiaterin für ihn suchen. Im gleichen Zuge dessen bat ich direkt um eine Empfehlung, wohin ich wegen einer Diagnostik als Erwachsene hin könne. Das Autismus Zentrum im Josefinum Augsburg bietet das aktuell nur für Kinder unter 18 Jahren an. Ich erhielt also die Empfehlung, dass ich mich an das BKH in Augsburg wenden soll.
- Gleich im Anschluss nach dem Telefonat suchte ich über die Kristallgoogle die Kontaktadresse heraus und rief dort an, bevor mich der Mut verlässt. Ich gab an, dass ich in Landsberg bzw. Umgebung lebe und schon war ich raus! Ist schließlich ein BezirksKrankenHaus und ist nur in dem Bezirk Augsburg und näherer Umgebung zuständig. Ich fragte dann sofort nach einer Empfehlung, wohin ich mich dann sonst wenden kann. Also sagte man, ich soll bei der KBO Lech-Mangfall in Landsberg anrufen und dort eine Diagnostik erfragen.
- Und schon wieder: bevor mich jeder Mut verlässt, rief ich auch gleich dort noch an. Schließlich hatte ich die Nummer sogar noch von früher in meinem Handy gespeichert. Nur leider war bereits 14 Uhr durch und es war an einem Freitag. Alles zu! Ich musste also schauen, dass ich über das Wochenende meine Motivation nicht verliere.
- Montagmorgen, 9 Uhr: ich rief in der KBO Lech-Mangfall an und verkündete motiviert mein Begehr – und wurde wieder abgewimmelt mit den Worten „Sowas bieten wir hier leider nicht an!“. Auch wieder ließ ich nicht locker und fragte nach einer Empfehlung. Ich bekam dann Praxis Dr. Röck in Landsberg genannt und legte dankend auf. Ehrlich, ich hab wirklich danke gesagt. Aber ich merkte auch, dass meine Frustrationstoleranzgrenze langsam aber sicher gegen Null sank!
- Ich befragte also erneut die Kristallgoogle und suchte nach den Kontaktdaten dieser genannten Praxis raus. Auch rief ich sogleich dort an – ohne Erfolg. Es ging weder ein Anrufbeantworter ran, noch war besetzt. Nach zwei langen Versuchen gab ich auf. Erstmal! Ich schrieb jedoch noch eine Mail an die Praxis:
>>Sehr geehrte Frau Dr. Röck,
Ich habe bereits telefonisch versucht, Kontakt aufzunehmen. Ich werde es ggf. erneut versuchen, schreibe Ihnen aber mein Anliegen schon mal per Mail.
Aktuell überrollen mich die Parallelen zur Kindheit meines ältesten Sohnes mit meiner Kindheit und wie schwer mir eigentlich seit immer schon der Alltag fällt. Ich würde mir dahingehend Klarheit wünschen, ob bei mir ebenso Autismus vorliegt. Das würde einiges in meinem Leben erklären.
Ich bitte daher um einen ersten Termin bei Ihnen.
Mit freundlichen Grüßen<<
- Dienstag: ich war müde! ich hatte keinen Bock mehr rumzutelefonieren und Absagen oder Abfuhren zu bekommen. Aber ich wollte endlich diesen Weg beginnen und wissen, was los ist. Also machte ich in der Früh den Laptop an, folgte dem Link in der Mail zu AUTkom, die ich von der Praxis erhielt und sah mir die Seite an. Mein erster Eindruck: Das ist weder ne Klinik, noch geht es da um Diagnostik! Die scheinen nur beratend zu wirken. ich gab mir einen Ruck und rief dennoch an, denn vielleicht habe ich einfach nur was übersehen. Die Dame am Telefon hörte geduldig zu, aber sagte gleich, dass sie sowas gar nicht anbieten. Sie sind beratend und für Angehörige/ Eltern von Autistischen Kindern oder für Menschen mit fester Diagnose, welche sich für ein Netzwerk und Selbsthilfegruppen der Info-Veranstaltungen interessieren. Eine Empfehlung, wohin ich mich jetzt also noch wenden kam, bekam ich nicht und das Telefonat wurde auch irgendwie abrupt beendet.
- Nächster Telefon-Stopp: Augsburg, BKH – Klappe, die 2.! Ich rief also erneut dort an und beschrieb meine telefonische Reise durch Oberbayern. Aber auch weiterhin wurde mir kein Termin gegeben und ich müsste mich einfach in Landsberg oder Umgebung „schlau“ machen. Ich legte wütend auf!
- Ok, Wut ist ein toller Antrieb! Ich rufe also erneut die Seite der KBO Lech-Mangfall Klinik auf. Ich gebe Autismus in die Suche ein und komme auf diese Seite:
Ich hab das doch richtig gelesen, oder? Da steht doch in der 7. Zeile der Diagnostischen Aufgabenbereiche was von Abklärung von Autismus-Specktrumstörung, oder? Im Übrigen halte ich es nicht für eine Störung! Aber so weit sind manche Menschen noch nicht, dass sie das vielleicht anders ausdrücken könnten.
Also schrieb ich erneut eine Mail über das Kontaktformular:
>>Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich habe nun einige Stellen von Landsberg, Augsburg bis München „abtelefoniert“ und man verwies mich immerzu weiter, weil niemand sich zuständig sieht. Ich benötige für mich die Möglichkeit einer Testpsychologischen Untersuchung (V.a. Autismus und/oder ADS/ADHS) und dahingehende Möglichkeiten, meinen Alltag besser in den Griff zu bekommen. In der Familie liegt bereits eine gesicherte Diagnose Autismus vor. Können Sie mir helfen?
Ich habe nun bereits in der KBO (Landsberg) angerufen, da sagte man mir, dass Autismus nicht im Hause untersucht wird. Aber habe dazu diese Seite hier gefunden: https://kbo-lmk.de/therapie/behandlungsangebote/diagnostische-angebote/testpsychologische-untersuchungen
Ich würde mich sehr um eine Antwort per Mail freuen oder auch über einen Rückruf unter 0151/15615949. Ich bin geboren 1978 und lebe in Unterdießen, falls das relevant sein sollte. Für mich ist dieser Schritt sehr wichtig, um weitere Alltagsstrategien zu erarbeiten und mit der Vergangenheit aufarbeiten zu können.
Mit freundlichen Grüßen<<
Und nun? Keine Ahnung! Hab grad keine Löffel mehr! Ich werde jetzt erst mal den Anamnesebogen für meinen Jüngsten ausfüllen, der heute vom Josefinum ins Haus flatterte. Vielleicht lege ich noch einen passierschein-a38 dazu, wenn ich alles zurück schicke….
Ergänzend am 07. Juni 2024:
Heute rief mich tatsächlich die KBO Lech-Mangfall (Standort Agatharied vermutlich) auf meine E-Mail zurück und teilte mir mit, dass sie leider auch nicht für die Diagnostik im Autismus Spektrum zuständig wären, aber gaben mir eine direkte Nummer zum Autismus Kompetenzzentrum München. Da kann ich dann nächste Woche mal anrufen und mein Glück versuchen. Ich hab also bis Montag Zeit, neue Löffel zu sammeln. Und was soll ich sagen: Autismus Kompetenzzentrum München steht für AUTkom, wo ich bereits schon letzten Dienstag sehr ruppig und ohne weitere Empfehlung abgewimmelt wurde, weil das nur eine Beratung sei! Da wird einem doch schlecht, bei so viel Mist! Wie soll man denn bei so einer Scheiße neue Löffel sammeln?
Ergänzend am 10.Juni 2024:
Heute erreichte mich eine Mail auf meine Anfrage über das Kontaktformular der KBO. Und darin steht, dass ich mich bitte bei der KBO in Garmisch-Partenkirchen melden soll. Am besten telefonisch, was ich dann auch tat! Nach langem Telefonfreizeichen Gab man mir den Hinweis, einfach den Anmeldebogen ausgefüllt zurück zu senden. Also tat ich dies. Ich bin mal gespannt, wann ich einen ersten Gesprächstermin erhalten werde. Die Wartezeiten sind allerdings sehr lang. Aber das nehme ich in Kauf. Hauptsache, ich stehe irgendwo mit meinem Namen im Kalender und habe ein Datum, auf das ich hinwarten darf. Ich habe übrigens keinen Passierschein-a38 mit in die E-Mail getan.
Ergänzend am 18. Juni 2024:
Eine E-Mail flatterte wieder herein. Es war wieder eine Antwort auf meinen ausgefüllten Anmeldebogen. Ich habe nun 13 Wochen Wartezeit zu überbrücken, bis ich zu meinem Erstgespräch fahren kann. Ist doch was! Ich freu mich! Es wird also erst wieder im September wieder Neuigkeiten zu meinem eigenen Weg durch Diagnostik und vielleicht sogar Psychotherapie geben. Aber ganz im Ernst: ich bin wirklich froh, jetzt auf einen festen Termin hin zu leben. Es ist ein bissl greifbarer und realer, als das in der Luft hängen wie zuvor.
3 Gedanken zu „Von Hüh` nach Hott`- oder: wie komme ich an den Passierschein A38?“
Wie kann es sein das da eine Mutter mit ihrem Latein am Ende ist und nur von Stelle zu Stelle geschoben wird ohne einen vernünftigen Lösungsmöglichkeiten? Wo ist die professionelle Arbeit zwischen Ärzten und Thrapeuten und Sozialarbeiter? Dann kein Wunder wenn Menschen mit Autismus älter werden keine Unterstützung erhalten haben und dann extrem schwer zu begleiten sind als auch extrem reagieren. Wirklich schade denn man muss so früh es geht handeln.unf damit meine ich eine Anaprechstelle als Ärzte, Spezifisch Neurologie gesetzlicher Betreeuer , Angehörige , Sozialarbeiter Diesnst und Pflege. Es muss sofort ein Miteinsnder sein sonst gehen Autisten unter.
Liebe Wanda, wie recht du hast! Vielen Dank für deine Gedanken. Ich hinterfrage schon seit Jahren nicht mehr das System! Sei es Behörden („..da brauchen Sie aber erst den Antrag, um das andere zu beantragen, bla bla!“) oder Ärzte/ Therapeuten (man möchte nicht über gewisse Wartelisten von Fachärzten oder -Ärztinnen sprechen oder von Ablehnungen bei Reha/ Kur, und das Aufgeben drum zu kämpfen). Ich vermute sehr stark, dass ich auch entweder ins Team AD(H)S oder ins Team Autismus Spektrum gehöre. Wer weiß, ob es nicht sogar von beidem etwas ist. Und ich werde diesen Spätsommer schon 46! Meine komplette Kindheit bzw. Jugend, an die ich mich erinnere, verlief wie die meines Sohnes! In ständigem Masking und in ständiger Überforderung! Und ich denke, dass da auch der Ursprung meiner Depression liegt.
Und genau da liegt der Hase im Pfeffer begraben.
Die eine Organisation weiß nichts über die andere genauso wie Therapeuten und Ärzte nichts voneinander wissen. Also im Bezug auf Zuständigkeiten meine ich.
Erschwerend hinzu kommt das marode Gesundheitssystem, dass sämtliche Praxen und Organisationen eh schon am Limit sind und ihren normalen Praxisalltag kaum gestemmt bekommen.
Dies darf halt nur leider nicht auf den Schultern Hilfesuchender ausgetragen werden.
Es ist wirklich zum Mäusemelken und ich kann aus eigener Erfahrung hier schreiben, dass ich oft schon aufgegeben habe aus dem selben Grund wie bei Dir, weil einfach meine Löffel alle waren.
Doch irgendwann klappt es, man muss nur sehr viel Geduld und Kraft haben.