Viele Jahre habe ich als Christ zwangsgetaufte Katholikin gelebt – einfach weil ich durch meine familiären Wurzeln keine Chance hatte, es anders zu leben. Ich wurde als Säugling getauft, musste zur Kommunion und konnte der Firmung schlussendlich irgendwie entfliehen. Es wurde immer Ostern und Weihnachten traditionell gefeiert, aber immer ohne dieses Bauchgefühl, dass es sich richtig anfühlt! Und seit ich nicht mehr mit dem Elternhaus in Kontakt stehe, konnte ich mich (endlich) selber finden und neu ordnen. So fand ich meinen Glauben im germanischen Heidentum – auch Asatru genannt. Und wir zelebrieren und leben bereits seit dem vergangenen Jahr die Sonnen- und Mondfeste.
Nicht jeder versteht mein „Konvertieren“ und meinen Austritt aus der katholischen Kirche, aber zugehörig gefühlt habe ich mich da eh niemals – auch nicht in der Kindheit!
Also möchte ich nun etwas über das anstehende Julfest – die Wintersonnenwende bzw. unseren Julkranz erzählen. Überall in den Netzwerken sehen wir die wunderschönen Adventskränze mit der ersten brennenden Kerze. Bei uns daheim ist es anders:
Der Julkranz (die Christen nannten ihn später Adventskranz) steht für das Sonnenrad und wird vier Wochen vor dem Julfest aus immergrünen Zweigen wie zum Beispiel Buchsbaum, Eibe, Fichte, Tanne, Stechpalme, Kiefer, Efeu oder Wacholder gebunden, denen man schützende und heilende Kräfte zuschreibt. Die vier Kerzen stehen für die Sonne selbst, die uns Licht in der dunklen Jahreszeit spendet.
Vier Wochen vor dem Julfest werden alle Kerzen entzündet, mit jeder verstreichenden Woche vor der Wintersonnenwende am 21.12. brennt eine Kerze weniger – bis die „Sonne“ letztendlich „stirbt“.
Dann, am 21. Dezember, am Tag der Wintersonnenwende, wurde ein Julfeuer entzündet, als Symbol der wiederkehrenden Sonne.
Wenn das Feuer am stärksten brannte, wurden alle Julkränze aus der Gemeinschaft dem Feuer übergeben.
Mit dem Julfest kehren Sonne und Licht zurück und die Tage werden wieder länger – das Leben hält wieder Einzug!
So stehen Julkranz und Julfest für den ewigen Kreislauf des Lebens und sollten uns gerade in dunklen Zeiten daran erinnern, dass auch die finstere Nacht einmal endet..
ASA OG VANA (Asenheil und Wanensegen)
und viele besinnliche Momente allen in der dunklen Jahreszeit.
Nachtrag am 29.11.2023:
Ich habe mal einen Text verfasst, den ich meinen Kindern mit in die Schule gegeben habe für die Lehrkräfte. Meine Kinder kamen sich ausgegrenzt vor, weil es nur noch um Weihnachten, Kommerz und Jesus ging. Bisher wurde es von den Grundschul-Lehrkräften gern angenommen. Man darf gespannt sein, wie bayrisch-katholische Advent dieses Jahr verläuft.