In zwei Tagen, am kommenden Montag, beginnt die 13. Woche ohne Schulbegleitung, seit diese leider erkrankt und somit ausgefallen ist. Ein Ersatz ist noch nicht da und eine Vertretung gab es auch nicht bisher. Aber hätte es geben sollen und können!
Letzte Woche Montag kam man auf mich zu und sagte, es gäbe die Möglichkeit, dass eine Schulbegleitung eines anderen Kindes für 4 Tage die Vertretung bei Vincent übernehmen könnte. Sie würde, wenn wir dem zustimmen, vom 29.1. bis einschließlich 1.2. Vincent begleiten. Ich sprach mit Vincent darüber und er sagte selbst, dass er lieber 4 Tage mit einer Fremden in kauf nehmen würde als alleine zur Schule zu müssen. Also gab ich das genau so auch weiter. Die Lebenshilfe meinte dann, dass sie mit der Klassenleitung gesprochen habe und diese hätte die vertretende Schulbegleitung aber abgelehnt, weil es Unruhe in die Klasse bringen könnte.
Mir platzte daraufhin echt der Kragen, denn die Schule, geschweige die Lehrkräfte, haben absolut kein Mitspracherecht, ob oder welche Schulbegleitung für das Kind zuständig sein wird. Ebenso können sie nicht mitreden, über welchen Träger ich diese bestelle.
Ich hatte dann aber eh einen Termin für ein Hilfeplangespräch in der Schule, bei dem die hausinterne Kinderpsychologin der Lebenshilfe, die Gruppenleitung von Vincent aus der HPT der Lebenshilfe, die Klassenleitung aus der Schule und ich als Elternteil anwesend waren. Normalerweise ist auch die Schulbegleitung und der jeweilige Träger dabei. Und die Dame vom Amt für Jugend und Familie (Jugendamt) war ebenso anwesend.
Bei dem Hilfeplangespräch geht es darum, ob und in welchem Umfang die Hilfe für Vincent (Schulbegleitung, HPT, ggf. Nachteilsausgleiche, etc.) weiter bewilligt werden müssen. Das findet in der Regel alle halbe Jahre statt.
Ich hatte vor diesem Gesprächstermin noch in der Früh ein Telefonat mit der Dame vom Jugendamt und äußerte meine Wut darüber, dass man einfach so entschied, dass diese Vertretung nun nicht für Vincent in Frage käme und dass ich das Thema auch auf den Tisch bringe, wenn wir später im Termin wären. Gesagt – getan!
Ich stellte die Klassenleitung also vor versammelter Anwesenden zur Rede und wollte wissen, wieso sie das so entscheiden hat, zumal es nicht ihr Recht sei! Daraufhin wurde sie verbal passiv aggressiv mit den Worten, ich kann das ja gern so veranlassen, es sei ihr ja egal, aber die Schulbegleitung, um die es da für die 4 Tage geht, würde eh nicht zu Vincent passen, das wisse sie aus Aussagen von Kolleginnen. Da platzte mir fast der Kragen und die Dame vom Jugendamt veranlasse dann, dass die Lebenshilfe den Ersatz dennoch stellen soll! Ich war echt etwas beruhigt.
Das Ende vom Lied (und das war eigentlich nicht das Ende, denn es ging da erst los mit meiner aktuellen Wut):
Die besagte Vertretung ist nun angeblich erkrankt und kann die Vertretung der 4 Tage bei Vincent nicht antreten.
Gleichzeitig teilte mir die Lebenshilfe mit, dass sie eine neue Schulbegleitung haben und ob ich am Donnerstag, den 25.1. für ein Kennenlernen zeit habe, bei dem wir uns in der Schule treffen – zusammen mit der Klassenleitung und Vincent.
Ich sagte, ich würde gern nach Schulschluss hin kommen können, aber möchte das Kennenlernen mit Vincent ohne Klassenleitung und auf neutralerem Boden – so wie es immer gemacht wurde (beim letzten Mal und auch vor Corona damals).
Dann teilte man mir mit, dass es NUR den Termin am 1.2. zwischen 9:30-11:30 in der Schule geben würde. Ich habe also die Möglichkeit, da zu erscheinen. Ansonsten findet das Kennenlernen zwischen Schulbegleitung und Vincent eben am ersten Schultag statt, wenn besagte Bewerberin am 5.2. ihren Dienst antreten wird. Einen anderen Termin gibt es nicht, die Bewerberin mache das schließlich in ihrer Freizeit.
Ich war fassungslos, sprachlos, ohnmächtig, ängstlich, wütend, traurig, müde, … Ich weiß nicht, was für Gefühle in meinem Kopf tobten und brach weinend zusammen – mehrfach! Ich wusste einfach nicht weiter, denn so kann man nicht einfach mit einem autistischen Menschen umgehen!
Ich schrieb also eine Mail an die Sachbearbeiterin der Lebenshilfe und ihrer direkten Vorgesetzten und schickte die Mail auch als BCC an das Jugendamt:
Ich sende diese Antwort-Mail der Transparenz wegen auch an ihre Vorgesetzte und auch an das Jugendamt, denn so langsam fühle ich mich sehr unwohl mit Ihnen als Sachbearbeiterin und möchte besagte andere Personen über Ihre Vorgehensweise in Kenntnis setzen.
Danke für den Terminvorschlag mit der Klassenleitung und der Bewerberin zum Kennenlernen, aber den muss ich ablehnen, da ich zu der Zeit arbeite und den Kundentermin leider nicht verschieben kann. Mich wundert es gerade, dass Sie nun Donnerstag (1.2.) nächste Woche vorschlagen, denn Sie fragten mich am Telefon nach Donnerstag (25.1.) dieser Woche, den ich nun extra irgendwie freigeschaufelt habe.
Und mit der Methode „Friss oder Stirb“ bin ich so auch nicht einverstanden. Dass die Maßnahme nun schnell starten soll, ist mir ja bewusst und auch erstrebenswert, aber diese Maßnahme ist mein autistischer Sohn! Und so wie das nun gerade über den Zaun gebrochen werden soll, ist das nicht zum Wohle meines Kindes! Er hat einer Vertretung zugesagt und wurde von mir darüber in allen Punkten in Kenntnis gesetzt und vorbereitet. Er hat es befürwortet und sogar den Wunsch geäußert, sich auf jemand neuen für 4 Tage einzulassen. Wenn man ihn nun völlig außen vorlässt und ein Kennenlernen einer neuen Schulbegleitung weglässt, befürchte ich, dass der Schuss nach hinten los gehen könnte! Kennenlernen am ersten Schultag der Schulbegleitung lehne ich vehement ab, genauso auch ein Kennenlernen mit Lehrkraft ohne Elternteil! Da ich nicht mal irgendwelche Infos habe über die Bewerberin habe, kann ich Vincent nicht mal auf diese Person vorbereiten. Das finde ich ebenso nicht förderlich für einen ersten Arbeitstag ohne Kennenlernen.
Ich wünsche ein Kennenlernen ohne Klassenleitung zwischen Vincent und Bewerber*in. Die Klassenleitung hat in dem Sinne eigentlich so rein gar nichts damit zu tun! So wurde es in den Jahren vor Corona immer gehandhabt! Und wenn das terminlich nicht sofort umzusetzen ist, wieso verschiebt man nicht den Einstellungstermin, denn das würde den Braten jetzt auch nicht mehr fett machen! Es geht hier nicht um Schule oder Lehrkräfte, es geht hier nur um Vincent!
Zudem habe ich auch immer wieder betont, dass ich eine (päd.) Hilfskraft bevorzuge, da wir mit Fachkräften immer wieder enttäuscht wurden und die Hilfskräfte einfach super waren mit Vincent. Sie wollten sich deswegen noch mal im Jugendamt rückversichern. Haben Sie das getan?
Ich bitte noch mal um eine Überdenkung des Vorgehens und verbleibe mit freundlichen Grüßen,
Daraufhin kam eine Mail, die es in sich hatte und ich habe darauf einfach erst mal nicht geantwortet:
[…] Wenn Sie unser Vorgehen und die Fachkraft ablehnen, geben Sie mir eine Rückmeldung bis Anfang nächster Woche. Dann werde ich Schulbegleitung anderweitig einsetzten. Sollten Sie die Schulbegleitung befürworten gibt es folgende Möglichkeiten:
- Kennenlernen am Donnerstag 1.2.. Die Schulbegleitung und ich können Zeitraum von 9:30-11:30 Uhr zu einem Kennenlernen in die Schule kommen. Die Lehrkraft kann aus zeitlichen Gründen nicht teilnehmen.
- Beginn 5.2. ohne Kennenlernen vorab.
Klingt für mich nach „Friss oder stirb!“ Oder? Mal ernsthaft: bilde ich mir das ein? Liege ich da richtig? Ich bin schon so aufgebracht, dass ich nicht mal mehr weiß, was richtig ist. Sind meine Gefühle richtig? Bin ich richtig?
Ich wartete also erst mal ab, ob und wann sich das Jugendamt bei mir melden wird, denn die hatte ja nun ebenso Kenntnis und ist in Zugzwang. Es folgte ein Telefontermin am Freitag 10:45. Vorher hatte ich noch einen Termin in der HPT der Lebenshilfe mit der Gruppenleitung und der Kinderpsychologin. Dieser war auch schon seit einigen Wochen vereinbart, um mal zu besprechen, wie Vincent sich in der HPT eingefügt hat und wie die Situation sich daheim und in der Schule verändert hat. Es war ein angenehmer Termin, denn mit der Kinderpsychologin hatten wir bereits schon mehrfach Kontakt, als Vincent von 2017-2021 in der HPT war. Auch da kam das Thema „Schulbegleitung“ noch mal auf den Tisch und ich erzählte von meiner Wut und meinem Unbehagen über die Vorgehensweise mit den Bewerber*innen. Auch da wurde ich in meinem Denken und meinem Gefühl bestärkt, dass es für ein Kind wie Vincent die falsche Herangehensweise sei.
Zeitgleich schickte mir eine liebe Freundin einen Screenshot der Lebenshilfe Landsberg:
Nach dem Termin in der HPT folgte das daheim Telefonat mit dem Jugendamt und auch dort bekam ich Rückendeckung bzgl. der Vorgehensweise.
Ich bin zutiefst dankbar darüber, dass mein Mann mir zwei Wochen daheim einfach zur Seite stand und auch bei den Terminen dabei war! Er führte auch das Telefonat, was ich mir mit meinem aufgewühlten Zustand nicht mal mehr zutrauen wollte.
Am Ende sitze ich hier, 24h später, tippe diese Zeilen und merke, wie mich das alles wieder komplett aufwühlt und zittern lässt.
Wer sich noch bewerben mag, darf das gerne hier tun, denn Schulbegleitungen werden IMMER gesucht!
- Bewerbung als Schulbegleitung (Lebenshilfe Landsberg)
- Bewerbung als Schulbegleitung (Johanniter)
- Bewerbung als Schulbegleitung (School Assist)
Und wenn das nicht dein Traumberuf ist, darfst du dennoch gerne die Links zur Stellenbeschreibung in deinem Umfeld teilen, denn irgendwo ist ein Kind, was noch händeringend eine Unterstützung benötigt!
Mal sehen, wie es kommende Woche weitergeht! Es gibt nämlich noch weitere Bewerberinnen über andere Träger, die ich mir noch anhören möchte und ich weiß, dass ich auch das Recht dazu habe!
Und sehr wahrscheinlich wird es ein ganz netter Schulbegleiter über die Johanniter werden, der sogar recht schnell an Vincents Seite sitzen darf, um ihm den Schulalltag zu erleichtern!
Die Chancen stehen bei 99%!