Bitte stör mich

Bitte stör mich! ist eine informative Seite. Hab davon während der Arbeit übers Radio erfahren und war neugierig. Also hab ich mir die Seite mal im Feierabend angesehen. Ich find sie ganz nett gemacht! 

Da ich selber unter Depressionen leide, kann ich als Betroffene nur zustimmen, dass es oft einfacher ist, den Haushalt zu bewältigen und am sozialen Leben teilzunehmen, wenn man in seiner Antriebslosigkeit und dem eigenen Rückzug ‚gestört‘ wird. Es erscheint einfacher, wenn man sich von anderen mitreißen lässt. 

Ich habe seit Oktober 2014 die Diagnose ‚affektive Störung‘ (F32.1) und bin sehr froh darüber, dass mich eine liebe Kollegin und Freundin zum Arzt schickte, nachdem sie merkte, dass ich ’nicht mehr kann‘. Ich wäre wohl nie von selber zum Arzt gegangen, denn ich fühlte mich nicht krank! Ich war halt traurig, müde, lustlos, appetitlos, hatte so meine Schwierigkeiten mit dem Schlafen und konnte mich auch nicht mehr gut konzentrieren … aber ich war doch nicht krank?! 

Mein ‚Funktionieren‘ war quasi aufgeflogen und ich begab mich nach einem Besuch beim Hausarzt für einige Wochen in eine Tagklinik, in der ich viel über Achtsamkeit, Schlafhygiene und auch generell viel über die Krankheit ‚Depression‘ erfuhr. 

Immer mehr erkannte ich zu diesem Krankheitsbild und den Symptomen der Depression Parallelen zu mir und meinem Befinden. 

Einfach war das alles nicht für mich und auch sicher nicht für meinen Mann und meine Kinder. In der Klinik lehnte ich zudem auch alle Medikamente ab – aus Gründen einer bestehenden Schwangerschaft, die zwar geplant aber überraschend schnell zustande kam und auch gleich beim ersten Versuch bestehen blieb. 

Auch heute noch gehe ich regelmäßig zu einer Therapeutin und einer Psychiaterin. 

Mittlerweile – 6 Monate nach der Geburt den Kleinsten – habe ich auch einer Medikation zugestimmt. Ich bekomme ein Antidepressivum aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). 

Für mich ist das wichtigste Ziel, dass man es irgendwann absetzen kann, aber an dem Pubkt bin ich leider noch nicht angekommen. 

Meist wird es ausschleichend abgesetzt, also immer geringer dosiert, bis man es ganz absetzt. Vor allem beginnt man mit der Ausschleichung nie im Herbst oder Winter, man wartet mindestens bis zum Frühling. 

Anfangs war ich mit dem Thema überfordert, sprach nicht darüber, schämte mich und verschwieg es, wenn ich mal wieder einen dieser dunkelschwarzen Tage hatte. Nach außen sagte ich, ich hätte keine Zeit oder eines der Kinder sei krank, weswegen ich Termine absagte. 

Heute ist das anders. Ich gehe offen damit um, stehe dazu und versuche jeden Tag, meinen faulen und antriebslosen Schweinehund zu besiegen. 

Und wisst ihr was? 

Ihr ahnt ja nicht, wie viele um einen herum ebenfalls an einer Depression leiden! 

Denn sobald man offen damit umgeht und erwähnt, dass man nicht zum Hausarzt wegen Kopfweh oder einer Erkältung hin will, sondern zum Therapeuten wegen einer Depression geht, ziehen viele mit und erzählen, dass auch sie solche Termine wahrnehmen oder Medis bekommen oder zumindest jemanden kennen, der unter Depressionen leidet. 

Traurig aber wahr! 

Es sind sehr viele Menschen, die darunter leiden..

Oft hörte ich auch, dass es Menschen gibt, die behaupten, es sei keine Krankheit. Schließlich ist ja jeder mal müde oder traurig. 

Nein! Es ist wirklich eine ernst zu nehmende Krankheit, die viele angeht! Sei es als Betroffener oder als Angehöriger. 

Und ich kann nur sagen, dass ich froh bin, so einen wunderbaren und unterstützenden Mann an meiner Seite zu haben, der mir bei so vielem hilft, mich liebt wie ich bin, der mir die Hand reicht und der mir auch sprichwörtlich ab und zu in den Hintern tritt. 

❤️..durch Dick und Dünn..❤️

So, das war mein Senf zum heutigen Mittwoch! 

Ihr habt Fragen? 

Ich stehe gerne Rede und Antwort in den Kommentaren! 

 

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