Und manchmal ist ein verlängertes Wochenende plötzlich ein Kurztripp an einen Safeplace unter Freundinnen, der sich anfühlt wie ein laaanger Urlaub, an den man noch viel länger zurückdenkt und in sich hinein schmunzelt.
Aber wieso sind Ferien keine Ferien?
Für neurotypische Kinder ist das sicher kein großes Thema, wenn die Schule und so einige Strukturen wegbrechen, man endlich machen kann wonach einem ist und man auch mal länger schlafen kann. Aber wie ist das mir neurodiversen Kindern?
Da bricht das Morgenritual weg – es klingelt kein Wecker, kein Schulbus kommt, man ist dennoch wach dank innerer Uhr und irgendwie fühlt man sich vielleicht sogar ein wenig verloren und hilflos. Streit entfacht, weil man dann doch entgegen der üblichen Morgenrituale zum Smartphone greift und sich in die Dopaminfalle flüchtet.
Dann ist plötzlich Mittag und man möchte eigentlich aus dieser Dopamin-Sucht-Fabrik (=Smartphone) gar nicht raus, um mal was zu essen, sich anzuziehen, vielleicht sogar das erste mal in der Woche die Zähne zu putzen. Alles endet im Streit mit den Eltern, die seit Beginn der Pubertät des Pubertieres nur noch komisch und lästig geworden sind.
Vielleicht müssen die ein oder anderen Elternteile sogar noch arbeiten, während die Kinder Ferien haben? Dann ist es noch anstrengender für alle Parteien:
- die neurotypischen Kinder ertrinken in Langeweile und wollen raus, was unternehmen, Ferien-Aktivitäten unternehmen und endlich Spaß haben!
- die neurodiversen Kinder kommen nicht von ihrem Handy weg, wollen einfach ihre Ruhe und sind zu nix zu gebrauchen – nicht mal zur Körperhygiene!
- Der daheimbleibende Elternteil muss alles ertragen und irgendwie managen. Hinzu kommt, dass dann einfach die bekannten Löffel für die schönen Seiten des Tages schwinden und sich Frust und Müdigkeit einschleicht. Also wird am Abend noch mit dem Partner oder der Partnerin gestritten oder sich zumindest genervt angepflaumt, obwohl ja beide nichts für diese Unzufriedenheit können.
- Der arbeitende Elternteil bekommt erst mal daheim nix mit und kommt dann müde nach getaner Arbeit in ein Atombomben-Testgebiet.
Also wieso sind Ferien nicht gleich Ferien? Und wie mache ich mir aus Ferien wirkliche Ferien? Fragen über Fragen…
Ich war also mit meinen Kindern dieses eine Wochenende am Chiemsee, um mit meinen Freundinnen den runden Geburtstag einer dieser Freundinnen zu feiern. Anfangs war ich skeptisch, ob ich das so locker mit meinen Kindern „schaffe“. Streiten sie die ganze Fahrt bis dahin im Auto untereinander rum? Streiten sie sich oft wegen Medienzeit mit mir? Wird ihnen ohne Multimedia und TV vielleicht langweilig?
Es war alles möglich, aber aus der Not heraus musste ich es einfach probieren. Heimfahren konnte ich immer noch früher als geplant. Und siehe da, es klappte und es war ein wirklich wunderschönes und herrliches Wochenende mit und für meine Kinds und mich! Und da hab ich nicht mal Urlaub gehabt, sondern war noch mitten in meiner Arbeitszeit mit lediglich einem langen Wochenende.
Diese Woche habe ich nur halbtags gearbeitet, während der liebe Gatte bereits seine erste Urlaubswoche genießen darf. Auch hier stellten sich mir Hürden in den Weg, die mir täglich die neu gesparten Löffel klauen. Obwohl er daheim ist, ist er nicht daheim. Dann ist er mal hier einkaufen, da zum Wertstoffhof, hier wieder was erledigen, da zum Fischen, hier was erledigen und da noch mal was wichtiges besorgen. Ich bin dankbar dafür, dass ich keinen Schlupp als Mann habe, der nur dasitzt und sich Bier und Pantoffeln bringen lässt. Mein Gatte ist ein fleißiger Kerl, der den Haushalt schmeißt, während ich noch die letzten Kundentermine vor meinem Urlaub abarbeite. Und dann bin ich dennoch wieder alleine mit den Kids, die nur darauf warten, bis der Papa wegen seiner Aufgaben unterwegs ist, um mir wegen der allseits bekannten Frage auf den Sack zu gehen!
Diese Kinder..! Ich liebe sie, denn sie sind mein Leben! Aber ich könnte sie manchmal echt … (und seien wir mal ehrlich: jedes Elternteil möchte die eigene Brut manchmal gegen die Wand klatschen! Und wer behauptet, das stimmt nicht, lügt!)
„Mama, kann ich was Zeit haben?“
Wieso belagern sie den Papa eigentlich nie so? Wieso muss ich immer diese Schallplatte mit Sprung aushalten, bis endlich Papa wieder daheim ist und ein Machtwort spricht, damit die Kids mich wieder in Ruhe lassen?
Ich freue mich ehrlich auf meinen Urlaub und auf die freie Zeit mit und für meine Kinder! Endlich Freizeit mit meinem Gemahl genießen! Das wird toll! (Und momentan glaube ich daran, weil ich mir das immer und immer wieder wie ein Mantra vorsage, bis es mir aus den Ohren blutig raustropft!)
Der Plan: viel gemeinsam außerhalb dieser Wohnung unternehmen! Tagesausflüge! Spielplätze erkunden, SkylinePark, Badeseen und Schwimmbäder, GeoCaching, … Ich würde so gerne Camping mit der ganzen Familie machen – gerade nach dem Wochenende mit meiner lieben Lissy! Es war sooo megaschön! (Ich bin unendlich dankbar für die schöne Zeit bei euch!) Aber mal sehen, was die Zeit uns noch bringt. Wer weiß, vielleicht schaffen wir es ja wirklich mal mit einem großen Zelt bis an die Ostsee. Das wäre mein Traum! Vielleicht geht er ja eines Tages mal in Erfüllung…