Eine Odyssee nimmt ihren Lauf… (oder: Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung seit „Corona“)

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, da seit Vincents Schuljahr  2019/20 echt viel, nein, eigentlich unsagbar viel geschehen ist! Es gab Streit, Zusammenhalt, noch mehr Streit, Verzweiflung, Tränen, noch mehr Zusammenhalt und auch Trennungen. Ich versuche alles chronologisch irgendwie im Kopf zu sortieren und merke, wie diese Corona-Ära Löcher in meine Erinnerung reißt. Nicht, weil ich an irgendwelchen „Long-Covid-Symptomen“ leide, sondern weil einfach diese Jahre mit all den Ge- und Verboten, mit all den Maßnahmen, Einschränkungen und Kontaktbeschränkungen das Zeitgefühl für Tage und sogar Monate oder Jahre völlig aus dem Gleichgewicht brachte. Aber ich fange mal bei dem Ende an, in dem Zeitraum, wo alles noch irgendwie „normal“ war…

Ich weiß auch noch nicht, wie lang dieser Beitrag werden wird, da ich ihn wohl oft zwischenspeichere oder überarbeiten werde. Durch das Schreiben und das Reflektieren der vergangenen Jahre (!) werden wohl nach und nach Erinnerungen und Zeiträume wieder geordneter erscheinen – also auch für mich selber! Aber ich fange jetzt einfach mal an:

Es war einmal „vor Corona“, Vincent war damals noch in der 2. Klasse der Förderschule. Die Förderschul-Klasse war damals samt Förderschul-Lehrkraft in einer Regelgrundschule als Inklusions-Projekt, was ich ziemlich positiv empfand! Auch hatten wir mit der Lehrerin damals ziemlich Glück, sie war ok. Zwar teilten wir nicht immer eine Meinung oder die Art und Weise, wie sie ihren Unterricht gestaltete, aber es gab nie wirklich Konflikte oder Beschwerden. Sie machte ihren Job gut.

Dann kam plötzlich diese Nachricht, dass alle Schulen und auch das soziale Leben (Gastronomie, Kultur, etc.) geschlossen wurden. Die Kinder blieben daheim und ab sofort trennte sich da die Spreu vom Weizen: meine Tochter (ebenfalls in der 1. Klasse des Förderzentrum Landsberg am Lech, jedoch dort und nicht als Inklusiv-Klasse wie bei Vincent) bekam sofort Blätter und Arbeitsaufträge inkl. Arbeitsblätter online für die Zeit im Homeschooling. Auch wurde wöchentlich alles Korrektur gelesen und bearbeitet als „Wochenpaket“ entweder in der Schule hinterlegt oder per Mail zurück verlangt. Die Lehrerin war einfach sehr hinterher, was den Lehrstoff anging und hielt auch per Telefon und Zoom Kontakt zu allen Kindern in Fienes Klasse.

Vincent wurde mit einer Kaufempfehlung ins Homeschooling entlassen, die Lehrerin war fortan nicht mehr auf der Bildfläche entdeckt – weder online per Mail, telefonisch oder per Post. Sie war quasi weg und überließ das Homeschooling schlichtweg den Eltern ohne fachliche Unterstützung oder Kontakt zu den Kindern.

Mathis war zu dem Zeitpunkt noch im Kindergarten, jedoch behielt ich ihn ebenso gleich daheim, da sogar in der Kita schon die Kinder mit Masken und Tests gegängelt wurden. Das wollte ich ihm ersparen.

Ich kaufte also gefühlt Thalia leer und beschaffte sämtliche Arbeitshefte vom Sternchenverlag für die Klasse 1, 2 und 3, ebenso Vorschulhefte und Bastelmaterialien. Es kam ein extra Sideboard in die Küche, der ziemlich direkt den liebevollen Namen „Schulschrank“ trug. Gleichzeitig beantragte ich unbezahlten Urlaub bei meinem Arbeitgeber und parallel dazu Kinderkrankengeld bei der Kasse für die Betreuung meiner Kinder daheim.

Kontakte wurden ebenso eingeschränkt bzw. komplett abgebrochen – entweder weil unsere bisherigen sozialen Kontakte (z.B. die bucklige Verwandtschaft) sehr Corona-regelkonform ihr Leben lebten oder weil man schlicht und einfach nicht öffentlich gegen die Coronaregelungen wettern wollte, da man eh schon wegen dem Homeschooling denunziert und diffamiert wurde. Das geschah zwar nicht während der Schulschließungen, aber danach, als ich für meine Kinder und mich beschlossen habe, weiter im Homeschooling zu bleiben.

Ich fing an, alles an Maßnahmen zu hinterfragen. Sind Masken sogar gesundheitsschädlich? Helfen sie, die Viren von sich fern zu halten? Wozu diese unsicheren Tests, die ggf. sogar die Schleimhäute kaputt machen und Keime nur mehr in den Körper tragen als dass sie einen in Sicherheit wiegen? Wieso muss man ständig unter Generalverdacht stehen krank zu sein und das Gegenteil beweisen? Wie oft muss ich noch diese Migräne bekommen, bis ich merke, dass es von dem langen Tragen der Masken kommt? So viele Fragen und ich bekam auch meine Antworten nach viel Recherche abseits des zensierten Mainstreams!

Aber zurück zur Schule. Es kam irgendwann der Tag, an dem es Zeugnisse geben sollte. Und wir waren inzwischen sehr im Visier der Schule, denn meine Kinder kamen immer noch nicht zum Präsensunterricht, was zur Folge hatte, dass es eine Ordnungswidrigkeit wurde. Wir verletzten also die Schulpflicht. Das war mir aber wirklich schlichtweg egal! Ich lehnte Masken für meine Kinder ab. Wir hatten zwar schon seit ziemlich genau Mai 2020 ein ärztliches Attest zur Befreiung von der Maskenpflicht für alle drei Kinder, aber selbst mit einem ärztlichen Attest wurde man weiter angefeindet oder ausgegrenzt. Das wollte ich meinen Kindern einfach nicht aufbürden. Dann kam die Testpflicht dazu und die Kinder durften ohne diese Tests nicht das Gebäude betreten. Für mich ist das ein klarer Fall von Verletzung des Bildungsauftrags seitens der Schule! Denn die Tests sind freiwillig, waren nie verpflichtend durch ein verabschiedetes Gesetz. Also blieben wir bis Mai 2022 weiter daheim und ich unterrichtete meine Kinder weiter  ohne Unterstützung von Lehrkräften oder Schule. Ich bekam nicht mal mehr Arbeitsmaterial ab November 2021! Das musste ich anhand Lehrplan selber aus den Fingern ziehen. Den Lehrplan recherchierte ich ebenfalls selber über das Internet. Große Hilfe war mir in der Zeit die Plattform von Sofatutor!

Nach den Ferien 2021 sollte Mathis eingeschult werden. Er konnte bereits ab Dezember 2020 ein wenig lesen und war sehr wissbegierig, was die Hausaufgaben der großen Geschwister anging. Ich konnte ihn unmöglich zurückstufen lassen als „Korridorkind“, weil er einfach schlichtweg ein Schulkind sein wollte! Also wurde er angemeldet und wir gingen dann am 14. September 2021 zur Einschulung. Die Kinder saßen alle im Schulgarten es wurde von der 3. Klasse ein Lied gesungen und die Eltern standen alle brav mit im Garten und bewunderten ihre Erstklässler. Dann sollten die Kinder mit der Lehrerin in die Klasse gehen – und wir gingen mit Mathis heim. Er durfte wegen dem fehlenden Coronatest-Zertifikat nicht mit in die Klasse. So sah seine Einschulung wohl aus. Von dem Tag an bis November 2022 bekamen wir Arbeitsblätter und Schul- so wie Hausaufgaben per „stillem Briefkasten vor der Schultür ausgehändigt. Ab da an waren wir dann besagte Schulschwänzer und die Lehrkräfte hatten das Verbot „von oben“ erhalten, nichts mehr an Aufgaben herausgeben zu dürfen.

Die darauffolgenden Zeugnisse waren tatsächlich voller 6er! So als Strafe, weil meine zwei Schulkinder ja die Schule schwänzten und ich als Sorgeberechtigte die Schulpflicht verletzte.Bußgelder wurden ebenfalls verhängt und ein späterer Termin vor Gericht sollte auch stattfinden. Ich zahlte also das Bußgeld von ca. 250€ und würde es wieder tun, bevor ich Masken und Test meinen Kindern aufzwingen würde.

Dann kam der 2. Mai 2022 (der 1. war ein Sonntag, daher Schulfrei), der erste Tag ohne Maskenpflicht (aber die wurden dennoch weiter empfohlen) und ganz ohne Testpflicht (die man aber auch fleißig weiter empfahl). Meine Kinder waren also knapp 1,5 Jahre (Vincent und Joséphine) bzw. 8 Monate (Mathis) nicht in der Schule. Haben sie alle sehr viel verpasst? Nein! Laut Lehrerinnen haben meine Kinder einen besseren Bildungsstand als manch andere Kinder, die trotz Masken und Tests in der Schule saßen! Und das gab mir die Bestätigung: ich hab alles richtig gemacht! Und ich würde es genau so wieder machen!

Aber zu welchem Preis? Was habe ich dafür gezahlt? Auf was habe ich alles verzichtet? Was habe ich aufgegeben und dennoch dafür bekommen?

Ich habe meinen Beruf als Pflegefachkraft aufgegeben. Ich habe ein gutes Gehalt aufgegeben. Ich habe Freizeit aufgegeben, da ich 24/7 die Kinder um mich hatte und wir uns auch in dieser Zeit ziemlich auf den Keks gingen! Ich habe Förderung und Unterstützung aufgegeben, denn HPT und Schulbegleitung waren Geschichte. Ich erhielt nach einigen Monaten einen Aufhebungsbescheid der zuvor bewilligten Schulbegleitung und dem Platz in der HPT. Vincent durfte ohne Maske (trotz Attest) nicht mehr in die Einrichtung und eine große Stütze brach uns weg!

Am ersten Schultag nach den ganzen Maßnahmen (2.Mai 2022) wendete ich mich an JaS (Jugendsozialarbeit an Schulen) mit der Bitte um Unterstützung bei den Anträgen. Man wollte mir den Antrag per Mail zukommen lassen und auch beim Ausfüllen helfen. Leider wurde erneut ein Gutachten der KJP (Kinder- und Jugendpsychiatrie) eingefordert (was nie älter sein darf als zwei Jahre). Leider wurde daraus auch wieder nichts, da uns wieder die Maskenpflicht und Testpflicht quer kam. Auch wurde wieder das ärztliche Attest nur belächelt und als nicht gültig abgetan. Also gab es auch keinen Termin, somit keine Diagnostik und dadurch kein Gutachten. WTF?! Ich hatte das Gefühl, dass man hier willkürlich alle Menschen wie heiße Kartoffeln fallen ließ. Vor allem die Menschen, die wirklich Hilfe suchten und benötigten. Menschen mit Behinderung, pflegebedürftige Menschen, Familien, Kinder, …

Im August 2022 bekam ich dann doch noch einen Termin für den 18. Oktober 2022, bei dem ich selber mit FFP2-Maske und Vincent ohne Maske (aber mit besagtem Attest) vorstellig wurden. Ich durfte in einem Raum alleine warten, in dem ich meine Maske absetzen durfte. (Die Migräne kam trotzdem am Abend gleichen noch.)

Ich bekam mündlich die Zusicherung, dass die Empfehlung für Schulbegleitung und HPT-Platz im Gutachten genannt wird und sollte mich bereits laut Psychologin auf die Wartelisten setzen lassen. Ich fuhr also motiviert wieder mit Vincent heim.

Zuhause setzte ich mich gleich ans Telefon, rief bei der Lebenshilfe an und bat um den Eintrag auf die entsprechenden Wartelisten. Dies wurde aber sogleich abgelehnt, da es nur mit einem Bewilligungsbescheid des zuständigen „Amt für Jugend und Familie“ möglich sei. Tja, den Bescheid bekomme ich aber nur mit dem Gutachten der KJP. Das Gutachten würde aber noch mindestens 6-8 Wochen auf sich warten lassen, laut KJP. Ich war wütend! Und ich sah gleichzeitig dabei zu, wie der Schulalltag meines Sohnes ihn kaputt machte – und uns auch! Denn so sehr er sich auch in der Schule (mittlerweile war es die 5. Klasse in der Mittelschule) anstrengte, daheim platzen alle Ventile und der Overload entlud sich in einem Meltdown. Es wurde im Alltag immer schwieriger mit Vincent und man merkte, dass auch die Pubertät ihr Übriges tat.

Am 21.12. rief dann diese Psychologin bei uns an und sagte, dass sie endlich das Gutachten fertig habe und es noch vor Weihnachten in die Post gehe. Na super! Hat ja auch nur über 9 Wochen gedauert.. Es kam dann endlich am 3. Januar 2023 bei uns an – mit Datum vom 30.12.2022! „Vor Weihnachten“ stell ich mir anders vor..

Jedenfalls war am 27.12.2022 dann auch ein Sachbearbeiter des „Amt für Jugend und Familie“ bei uns und machte sich bei uns daheim ein grobes Bild der Situation. Es gab also mal wieder einen Seelenstriptease (Eltern-Interview) und es folgte am 2.2.2023 auch ein Hospitationsbesuch in Vincents Schulklasse.

Im Grunde warte ich auch heute noch auf einen Bewilligungsbescheid, mit dem ich endlich für Vincent auf die Wartelisten gesetzt werden kann und er vielleicht iiiiiirgendwann mal einen Platz in der HPT und eine Schulbegleitung bekommt.

Aber ich hab ja auch erst im Mai angefangen, mich um beides für mein Kind zu bemühen! Ist ja schließlich noch kein Jahr her! Wo bleibt also meine Geduld? [/ironie off]

Wenn ich es nicht alles mit Humor nehmen würde, dann … 

Ich berichte also zu gegebener Zeit vielleicht noch weiter!

Und ja, es kann auch sein, dass in dieser Erzählung große inhaltliche Lücken sind. Aber im Grunde ist alles Wichtige enthalten.

 

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