Hilfe zur Selbsthilfe

Es gibt Tage, die sind beschissen und es gibt Tage, da geht es mir schlecht..

Eigentlich sollte ich den Sommer genießen, aber das kann ich kaum, denn irgendwie kommt alles zusammen und ich Trag gefühlt alles allein auf meinen Schultern..

Natürlich bin ich nicht allein, ich habe einen wunderbaren Mann! Er hilft wo er kann und nimmt mir eine Menge ab.

Aber dennoch bin ich mit einigen Dingen irgendwie alleine.. gefühlt alleine.. mit meinen Gefühlen alleine..

Dieser Schlag in den Magen, wenn der Jahrestag am 3.Juni ist und man sich an die Nacht erinnert, in der man sich wünscht aus dem Alptraum aufzuwachen.

An den Tag darauf – der 4. Juni – als ich dann den endgültigen Zusammenbruch in der KJP hatte und erst realisierte, dass es wirklich kein Alptraum war sondern schrecklichste Realität.

Dann kam am 25. Juni der zweite Geburtstag von Joséphine – an diesem Tag wurde Raphael beerdigt und ich erlitt eine Fehlgeburt in der Frühschwangerschaft. Es war ein Wunschkind..

Was soll denn noch alles kommen?!

Am 23. Juli wäre Raphael damals 12 Jahre alt geworden..

Am 27. Juli hätte mein Papa Geburtstag – auch er fehlt mir schrecklich!

Dann der Rotz mit dem Jugendamt wegen der Anträge.. das belastet und raubt Kraft und Nerven!

Der tägliche Wahnsinn zwischen Job, Haushalt und Kindererziehung – mit einem Autisten nicht immer einfach! Im Gegenteil! Man kommt oft über seine körperlichen und geistigen Grenzen hinaus! Selber geht man eher leer aus und kommt gar nicht dazu, man selbst zu sein – die Partnerschaft leidet leider ebenfalls darunter und man freut sich, wenn man wenigstens gemeinsam die Mahlzeiten einnimmt und sich per WhatsApp Herzchen und Küsse hin und her schickt.. Hat irgendwie was romantisches..

An einigen Tagen leidet meine Konzentration sehr darunter, unter diesem ständigen Druck, alles richtig zu machen und ja nix zu vergessen!
Und an manchen Tagen klappt es, da funktioniere ich super – vielleicht machen das die Medikamente, wenn ich diese nicht grad wieder vergesse!

Und ständig bekomme ich gesagt, dass ich das alles ja super meistere und prima Kinder habe. Ich sei eine starke Frau und man habe Respekt vor mir und meinem Bewältigen des Alltags.

Ich frag mich, wieso! Ich fühle mich nicht stark, eher hilflos und geschwächt und wie ein kleines Kind, das weint und auf den Schoß eines Elternteils möchte um getröstet und behütet zu werden. Aber da gibt es keinen Papa und keine Mama, die ich um Rat oder Hilfe bitten kann!

Ich bin jetzt erwachsen und muss das für meine Kinder schaffen, ich bin die Große, die ihre Kinder auf den Schoß nimmt um zu trösten und zu behüten..

Aber irgendwann kann auch ich nicht mehr und ich bin an einem Punkt, wo ich Hilfe zur Selbsthilfe suche!

Alles prasselt auf mich nieder, alles erdrückt mich sehr oft!

Wer weiß, was noch kommen mag.. Ich schaue nach vorne, aber manchmal holt einen die Vergangenheit eben ein und stellt ein Bein..

Und dann stehe ich wieder auf und wanke weiter durch meinen Alltag..

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